Nach vier Jahren ist es nun Zeit von meinem verlässlichen Sitzgurtzeug (Independence Looping) auf ein XC und Hike & Fly Liegegurtzeug umzusteigen.
Xalps-Teilnehmer Andi Frötscher sagte bei einem Vortrag:
„Kaufts euch kein Liegegurtzeug nur weil euch kalt ist“.
Das lies mich nachdenken, wofür so ein Liegegurtzeug eigentlich gut ist und „brauche ich das eigentlich? Ich fühle mich mit meinem Sitzgurtzeug eigentlich wohl“. Also kam ich zu folgenden Überlegungen:
- Cockpit: fürs Vario und co. ist echt praktisch. Bis dato habe ich für mein Skytraxx 3.0 nur ein Oberschenkelhalter verwendet, was mehr oder minder optimal ist. Der Blick zum Vario geschieht – akutell – hauptsächlich wegen Höhe und Windrichtung.
- Beinsack: Bei 25°C am Startplatz stehen mit Skiunterwäsche und langer warmer Hose, falls es ja doch hoch hinauf geht ist eher „suboptimal“. Vorallem wenn es ein Abgleiter ist, man am Landeplatz steht und wieder zum Startplatz kommen möchte.
- Aerodynamik: Viele Aussagen über die Performance wie: „Ein Gurtzeug bringt dir sicher eine Gleitzahl“, „Boa das hat aus meinem Schirm einen Ferrari gemacht“ haben mich dann doch nachdenklich gemacht. Ist das wirklich so ein Unterschied….
- Comfort: Ist es nun angenehmer mit ausgestreckten Beinen mehrere Stunden zu fliegen oder doch im Sitzgurtzeug dauerhaft die Füße baumeln lassen?
Nach vielen Recherchen und Vergleichen fließen auch folgende Faktoren mit in die Überlegungen mit ein und sind für mich beim Gurtzeug wichtig:
- Passive Sicherheit: man soll nicht nackt wie ein frisch geschlüpftes Küken ohne Schutz flügge werden. Zumindest Rückenschutz und Airbag soll vorhanden sein.
- Stabilität: Von „Gieren“ (Rotation über die Hochachse) hatte ich bis jetzt nur gelesen. Ein Bürzel soll da helfen.
- Materialien: Wertige Verarbeitung und langlebige Materialien
- Packmaß: Da ich auch gerne mal auf einen Berg rauf gehe und mit Biwak-fliegen beginnen möchte, spielt ein kleines Packmaß eine wichtige Rolle. Auch wenn man am Boden steht und keine Mitfahrgelegenheit ergattert ist die Möglichkeit einige Kilometer zu Hiken eine nette Alternative.
- Großer Stauraum: Für die Zusatzausrüstung beim Biwakfliegen wie Schlafsack und Isomatte
- Gewicht: Weniger als 4kg für Hike & Fly und Biwak
- Gewichtsbereich: da ich als Pilot relativ schwer bin ist auch das Gewicht für die Obergrenze des Schrims relevant
- Kompatiblität: Das Gurtzeug muss auch zu Schirm, Retter (siehe K-Prüfung), Flugstil und Aktivität (Hike und Streckenflug) passen
- Preis: Für viele ein wichtiger Faktor, aber gerade bei der Ausrüstung für Flugsport ist mein Credo, dass der Preis nicht die wichtigste Rolle spielt.
Das praktische ist wenn man Zeit hat sich eines zu besorgen, dann kann man viele Fliegerkollegen um die subjektive Meinung fragen. Da es ein so breites Spektrum an Liegegurtzeugen gibt helfen mir meine Präferenzen die Auswahl zumindest ein wenig einzuschränken.
(Ich werde von keinem Hersteller gesponsort oder ähnliches, folgende Produkte kamen für mich subjektiv in Frage)
Advance Weightless
M ab 1.98 kg
SUP AIR STRIKE 2
L 2,5 kg
WV GTO LIGHT 2
L 3,44 kg (aufblasbarer Protektor)
Ozone BV1
ML: 2 kg
Kortel Kolibri
L: 1.54 kg
Ozone Ozium
M: 2.49 kg
Meine Entscheidung fiel letzt endlich auf das Woody Valley GTO Light 2. Warum habe ich mich jetzt für das GTO Light 2 Gurtzeug entschieden?
Es ist für mich der beste Kompromiss zwischen Packmaß, Stabilität, Gewicht, Komfort, Aerodynamik und Funktion. Da ich auch Streckenflüge damit machen will ist das „erhöhte“ Gewicht auch in Ordnung.
Nachtrag 27.01.2022, Bis jetzt habe ich die Entscheidung nicht bereut 🙂
Nachtrag 31.01.2023: Nach 2 Streckensaisonen bin ich mit dem GZ zufrieden. Auch bei Flugreisen nach Teneriffa hat das Liegegurtzeug keine merklichen Nachteile. Das aufblasen des Luftprotektors hilft vor dem Flug den Stress raus zu nehmen. Ein Gurtzeug was vielleicht eine Alternative wäre ist das Advance Lightness
Weiterführende Liegegurtzeuge unabhängig von den Alternativen oben: